Doppelter Härtling R

Verfasst von Hans-Joachim Bannier im April 2015. Soweit nicht anders angegeben, liegt das Urheberrecht für alle Sortenfotos beim Autor.

Gefährdungsgrad:

stark gefährdet

Regionalsorte:

ja

Reifezeit:

Die Pflückreife des Doppelten Härtlings liegt etwa Mitte September. Bis Ende Oktober sollte er verarbeitet sein.

Herkunft:

Genaue Herkunft und Entstehungs­zeit­punkt des Doppelten Härtlings sind nicht bekannt.

Verbreitung:

Allem Anschein nach war die Sorte bereits Mitte des 19. Jahr­hunderts im Bergischen Land weit verbreitet. „Doppelter Härtling ist eine hiesige, vom Landmanne sehr hoch geschätzte Lokalsorte und ein Süßapfel, der hier in grosser Zahl angepflanzt ist und noch immer bedeutend angepflanzt wird, besonders bei den jetzt bei uns begonnenen Bepflanzungen der Strassen und Wege mit Obstbäumen“, schreibt der Volks­schul­lehrer und Pomologe Carl Hesselmann (Witzhelden) 1871 in den „Pomologischen Monatsheften“ (S.174). Der Doppelte Härtling war im Bergischen Land noch bis in die 1950er Jahre allgemein bekannt und weit verbreitet. Robert Barth, Straßen­bau­inspektor im Bergischen Land, empfiehlt neben anderen Apfelsorten 1949 auch den Doppelten Härtling noch zur Anpflanzung als Straßen­baum (in: „Die Bergische Obstkammer“, 1949, S. 43). Alfred Bartl, Kreis­obst­bau­inspektor im Kreis Solingen, zählt unter den zehn häufigsten Hochstamm-Sorten des Bergischen Landes den Härtling auf (Bartl, „Der Obstbau des Rhein-Wupper-Kreises und in Leverkusen“, 1955, S. 29). Der Doppelte Härtling kann wohl als der bekannteste der vielen Süßapfel­sorten gelten, die einst im gesamten Rheinland – vom Rhein-Sieg-Kreis bis hinab zum Niederrhein – verbreitet waren. „Es ist ein ziemlich grosser Wirthschafts­apfel, der hier haupt­sächlich, aber auch massenhaft zu der in hiesiger Gegend sehr stark betriebenen Kraut­fabrikation verwandt wird“ (Hesselmann 1871). „Das sogar in ferne Länder, ja bis Amerika exportierte fein süße Apfelkraut ist größten­teils aus den Früchten dieser Sorte gepresst worden“, ergänzt Hesselmann 1880 (in: „Leitfaden der Obstkultur“, S. 32). Im Bergischen Land gab es noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg zahlreiche solcher Obst­verarbeitungs­betriebe, u. a. in Neukirchen, Leichlingen, Burscheid, Witzhelden und Büscherhofen. Nach mündlichen Angaben von Rudi Schörmann, in den 1950er Jahren Obstbau­berater im Altkreis Opladen, war die Sorte bei den Juden im Bergischen Land einst auch als Tafel­apfel beliebt – ebenso wie die ebenfalls säurearmen Sorten Bäumchens­apfel und Neuhauser. Heute ist der Doppelte Härtling in den Streuobst­beständen des Bergischen Landes nur selten zu finden. Die Sorte wird jedoch in kleiner Stückzahl noch von der Baumschule Korff (Odenthal) und vom Rheinisch-Bergischen Naturschutz-Verein (Overath) vermehrt. Reiser sind auch noch im Reiser­mutter­garten Bonn der Obst-Reiser-GmbH Wachtberg erhältlich. Mit dem weitgehenden Verschwinden der Kraut­fabrikation haben die Süßapfel­sorten heute weitgehend ihren besonderen Wert verloren. Wo sie noch stehen, werden ihre Früchte in der Regel in den Mostereien mit verarbeitet. Als Tafel­apfel zum Frisch­verzehr sind die Süßäpfel nach heutigen Maßstäben eher ungeeignet, da sie aufgrund ihrer fehlenden Säure etwas fad schmecken.

Frucht:

Frucht mittelgroß, breit abgerundet kegelförmig oder breitrund, zum Kelch verjüngt, im Querschnitt unregelmäßig rund bis leicht rundkantig. Grundfarbe bei Pflückreife weißlich bis gelblich grün, bei Genussreife trüb gelb. Deckfarbe zinnoberrot, dunkelrot bis bräunlich rot lebhaft getuscht, kurz gestreift (bei stark besonnten Früchten auf verwaschen-marmorierter Rötung). Frucht fest. Schale glatt, öfters auch uneben, kröten­haut­artig, mitteldick, nach Lagerung geschmeidig, auch fettig. Schalen­punkte stielseitig z. T. groß, berostet, relativ auffallend, oft auch klein, hell oder grünlich, auffallend hell oder grünlich umhöft, z. T. erhaben, fühlbar

Baum:

Der Baum des Doppelten Härtlings wächst mittelstark und bildet mittelgroße bis große, pyramidale Kronen mit außen etwas schirmartig überhängenden Frucht­ästen. Er ist relativ robust gegen die Pilz­krank­heiten Schorf, Mehltau und Obstbaum­krebs und anspruchslos bezüglich der Boden­verhältnisse. Der Ertrag ist relativ hoch, jedoch alternierend, d. h. Ertrags­jahre wechseln mit Ausfall­jahren. Die Blüte zeitigt im Frühjahr mittelfrüh. Als diploide Sorte ist er auch ein guter Befruchter für andere Apfel­sorten. Das Blatt ist von mittlerer Größe, rundlich-oval, vorn stumpf gespitzt und erscheint mittelgrün bis leicht graugrün. Von seiner Baum­gesundheit ist der Doppelte Härtling für die Anpflanzung in Streuobst­wiesen gut geeignet. Kernhaus­wände ohrenförmig, schwach gerissen. Achsen­höhle geschlossen oder höchstens schwach geöffnet. Kerne mittelgroß bis groß, breit, eiförmig, gespitzt, dunkelbraun, ca. 9 (-10) : 4,5 (-5) mm. Fruchtfleisch -Fruchtfleisch (grünlich-) gelblich-weiß, mäßig verbräunend, etwas grobzellig, geringer Saftgehalt, gelagert bald mehlig, süßlich, ohne Säure, fad.

Verwechsler:

Dupple Zoete Aagt (holländ. Stammbildner), Dülmener Rosenapfel, Bresüthe

Anbaueignung:

Mit dem Verschwinden der Apfelkraut­fabrikation hat die Sorte – wie die meisten Süßapfel­sorten – heute ihre Anbau­bedeutung jedoch weitgehend verloren. Ein Wieder­aufleben der bergischen Apfelkraut-Tradition, z. B. durch Vermarktung lokaler Spezialitäten, würde der Sorte wieder zu neuem Wert verhelfen

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