Gelbe Schafsnase R

Verfasst von Hans-Joachim Bannier im April 2015. Soweit nicht anders angegeben, liegt das Urheberrecht für alle Sortenfotos beim Autor.

Gefährdungsgrad:

stark gefährdet

Regional­sorte:

ja

Synonyme:

Holländischer Küchen­apfel

Reife­zeit:

Pflück­reif ist die Sorte Anfang bis Mitte Oktober, genuss­reif bleiben die Früchte bis in den Winter hinein, Januar bis max. Februar.

Herkunft:

Die Entstehung dieser Sorte ist unbekannt. In dem „Verzeichnis der in der Rhein­provinz für Groß­cultur empfehlens­werten Obstsorten“ (1890), heraus­gegeben vom „Landwirt­schaftlichen Verein für Rheinpreußen“, wird eine „Schafsnase“ als Winter­apfel für die Vorder­eifel genannt, bei der es sich möglicher­weise um die hier beschriebene Sorte handelt. Ob die hier vorliegende Sorte auch mit der von SICKLER (1796 – 1804) im „Teutschen Obstgärtner“ und DITTRICH (1837) in seinem „Systematischen Handbuch der Obst­kunde“, Bd. 1, S. 156, bezeichneten Gelben Schafsnase identisch ist, ist nicht gesichert. Von anderen Baum­besitzern in der Eifel wurde auch die Bezeichnung „Holländischer Küchen­apfel“ gebraucht. Jedoch hat die Sorte mit dem in der alten Literatur des 19. Jahr­hunderts beschriebenen Holländischen Küchen­apfel (ENGELBRECHT 1889) nichts zu tun. Möglich ist, dass die hier beschriebene Sorte im Rheinland schon in früherer Zeit fälschlich unter dem Namen „Holländischer Küchen­apfel“ verbreitet worden ist. Da die Früchte dieser wert­vollen Streuobst­sorte in der Regel von rein gelber Farbe sind, exakt das prägnante und typische Aussehen haben, welches die als „Schafsnasen“ bezeichneten Apfel­sorten auszeichnet, viele ihrer Besitzer die Sorte ebenfalls so genannt haben und eine Identität mit der in der alten Literatur beschriebenen Gelben Schafsnase durchaus möglich erscheint, haben wir uns entschlossen, die Benennung Gelbe Schafsnase als Sorten­bezeichnung zu übernehmen.

Verbreitung:

Die Sorte wurde im Kreis Euskirchen in der Eifel mehrfach im Streuobst angetroffen und von einzelnen Besitzern Gelbe Schafs­nase genannt. Auch im Kreis Ahrweiler und im Raum Aachen sind noch einzelne Bäume dieser Sorte entdeckt worden. Außerhalb des Rhein­landes wurde die Sorte bisher auch noch an zwei Stand­orten in West­falen gefunden. In dem „Verzeichnis der in der Rhein­provinz für Groß­cultur empfehlen­swerten Obst­sorten“ (1890), heraus­gegeben vom „Landwirtschaft­lichen Verein für Rheinpreußen“, wird eine „Schafsnase“ als Winter­apfel für die Vorder­eifel genannt, bei der es sich möglicher­weise um die hier beschriebene Sorte handelt.

Frucht:

Frucht groß, hochgebaut kegel­förmig, glocken­förmig (typische „Schafsnasen“-Form), stiel-und kelch­seitig abgeplattet, im Quer­schnitt kantig, kelch­seitig deutlich gerippt. Unregelmäßig in der Form. Grund­farbe bei Pflück­reife grünlich gelb, bei Genuss­reife kräftig gelb. Deck­farbe oft fehlend, bei stark besonnten Früchten goldig­gelb bis rötlich / orangerot gehaucht, auch leicht verwaschen streifig, auf maximal einem Sechstel der Frucht. Kelch­grube mittel­weit, mittel­tief, ganz vom relativ großen Kelch ausgefüllt. Seiten mittel­steil, faltig. Umgebung mit kräftigen Rippen, welche als abgerundete Kanten über die Frucht laufen und von denen oft eine höher ist als die anderen. Stiel­grube mittel­weit, mittel­tief, Seiten mittel­steil, auch steiler oder flacher, mit kräftigem rost­braunem oder hell-bis grau­braunem Rost­klecks. Stiel kurz, dick, zum Teil fleischig, knopf­artig, nicht aus der Stiel­grube heraus­ragend. Kelch­höhle auffallend groß, weit und tief, schüssel-, becher-oder trichter­förmig. Kernhaus mittel­groß bis groß, stielnah, Kernhaus­achse offen, ein Hohl­raum. Gefäßbündel­linie relativ eng ums Kern­haus. Kernhaus­wände glatt, wenig gerissen, Risse öfters verpilzt. Kerne klein, rundlich, zum Teil verkrüppelt, frisch rötlich bis dunkler braun, 6,5 – 7 : 3,5 – 4 mm. Frucht­fleisch ziemlich weiß, fest, mittel­fein­zellig, mittlerer Saft­gehalt, gering verbräunend. Kein ausge­prägtes Aroma, jedoch angenehm süßsäuerlich (Säure längst nicht so ausgeprägt wie beim Glocken­apfel), eigentümlich gewürzt, durchaus noch tafelapfelfähig.

Baum:

Der Baum der Gelben Schafsnase ist stark wachsend und bildet große Kronen mit steil verzweigenden, später unter Ertrag außen herab­hängenden Leit­ästen. Der Baum kann relativ alt werden und zeigt auch im Alter noch eine hohe Vitalität und Regenerations­fähigkeit. Auch gegenüber Krank­heiten ist die Sorte ausge­sprochen robust. Sie zeigt auch an ungünstigen Stand­orten kaum Schorf und nur gering Obstbaum­krebs. Auch die Anfälligkeit für Mehltau scheint – sofern die angetroffenen Stand­orte eine Beurteilung zulassen – gering zu sein. Die Sorte trägt relativ reich und regel­mäßig, und ihre Früchte werden auch bei reichem Behang sowie an älteren, ungepflegten Streuobst­bäumen noch ansehn­lich groß. Die Blüte der Gelben Schafs­nase zeitigt früh, scheint jedoch robust gegenüber Witterungs­einflüssen zu sein. Als vermutlich triploide Sorte ist die Gelbe Schafs­nase ein schlechter Befruchter für andere Apfel­sorten. Das Blatt ist mittel­grün, relativ groß und derb

Verwechsler:

Weißer Winter­glocken­apfel, Tulpen­apfel

Anba­eignung:

Alles in allem handelt es sich bei der Gelben Schafs­nase um eine typische Streuobst­wiesen­sorte von hoher Vitalität und guten Erträgen. Sie ist pflege­leicht und breit anbau­fähig, uch an ungünstigen Stand­orten und vermutlich auch noch in höheren Lagen. Mit ihren vielseitig (als Wirt­schafts- und auch noch als Tafel­apfel) verwendbaren Früchten und ihrer guten Schorf­resistenz verdient diese kaum noch bekannte Sorte ihre unbedingte Erhaltung. Die Früchte der Gelben Schafs­nase werden in erster Linie als Wirtschafts­apfel verwendet – als Back­apfel, zur Herstellung eines hellen und sehr geschmack­vollen Apfel­kompotts, zur Saft­verarbeitung oder auch zum Dörren. Von ihrer gescmack­lichen Qualität her sind sie auch noch als Tafel­apfel nutzbar. Wertvolle Streuobst­sorte

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