Grauschale R

Verfasst von Hans-Joachim Bannier im April 2015. Soweit nicht anders angegeben, liegt das Urheberrecht für alle Sorten­fotos beim Autor.

Gefährdungs­grad:

vom Aussterben bedroht

Regional­sorte:

ja

Reife­zeit:

Die Pflück­reife liegt um Mitte Oktober. Genuss­reif bleiben die Früchte bis ins Frühjahr hinein, bis etwa April.

Herkunft:

Die Herkunft dieser vermutlich sehr alten Sorte, die im Raum Aachen unter dem Namen Grau­schale vorkommt, ist nicht bekannt. Die wenigen Bäume, die heute noch im Streu­obst angetroffen wurden, sind teils bis zu einhundert Jahre alt. Mit anderen in Deutschland heute noch bekannten „grau­schaligen“ Sorten ist diese Sorten die von ihrem Aussehen eindeutig der Sorten­gruppe der Grauen Renetten zuzuordnen ist, nicht identisch. Auch kommt die Sorte nach bisherigem Kenntnis­stand in anderen Regionen Deutschlands nicht vor. Ob es sich bei der Grau­schale um eine reine Lokal­sorte handelt oder ob sie evt. mit anderen in der Sorten­literatur des 19. Jahr­hunderts beschriebenen (und zum Teil verschollenen) grauen Renetten identisch sein könnte (wie z. B. dem Grauen Flandrischen Pepping), kann im Moment nicht beurteilt werden. Daher wird die Sorte einst­weilen unter dem Namen Grau­schale geführt.

Verbreitung:

Die Sorte kommt im Raum Aachen unter dem Namen Grau­schale vor.

Frucht:

Frucht klein, hoch­kugelig oder abgerundet (hoch) kegel­förmig, zum Kelch hin deutlich verjüngt, stiel-und kelch­seitig abgeflacht, kelch­seitig manchmal auch spitz­kegelig. Frucht stiel­bauchig. Im Quer­schnitt unregel­mäßig rund. Grund­farbe bei Pflück­reife kalt­farbig grün, später grünlich gelb bis hellgelb, jedoch ist fast die gesamte Frucht berostet (bei Pflück­reife grau­bräunlich, später hell zimt­braun); nur um den Kelch reißt die Berostung netz­artig auf (selten auch auf den Frucht­seiten), so dass hier die Grund­farbe zu sehen ist. Schalen­punkte erhaben, fühlbar. Kelch­höhle klein, drei­eckig, trichter­förmig; Staub­fäden mittel- bis hoch­stehend verwachsen. Kernhaus mittel­groß, stielnah, Kernhaus­wände ohren­förmig, nicht oder nur vereinzelt gerissen (Risse etwas verpilzt); Achsen­höhle geschlossen. Kerne relativ groß, relativ breit, unten mit deutlicher, seitlich eingezogener Spitze, 8,5 – 9,5 mm : 5 – 5,5 mm, dunkelbraun. Frucht­fleisch grünlich-weiß bis grünlich-gelblich-weiß (z. T. fast weiß), fest, später etwas mürbe mittel­fein­zellig, mittlerer Saft­gehalt, bei Lagerung später etwas trocken, würzig-säuerlich.

Baum:

Der Baum der Grau­schale wächst stark und bildet große Kronen, die sehr alt werden können, mit steilen, später unter dem Gewicht der Früchte außen über­hängenden Leit­ästen. Er bildet viel kurzes Frucht­holz, weshalb bei mangelnder Schnitt­pflege zahl­reiche verdichtete Fruchtholz­partien in der Krone entstehen. Das Laub ist relativ groß, hellgrün, länglich-oval, des öfteren an den Rändern ein wenig nach oben gewellt. Die Blüte im Früh­jahr zeitigt mittel­spät. Als vermutlich diploide Sorte dürfte sie auch ein guter Befruchter für andere Apfel­sorten sein.

Verwechsler:

Osnabrücker Renette, Strauwaldts Parmäne, Graue Herbst­renette, Parkers Pepping

Anbau­eignung:

Die Grau­schale ist eine robuste Streuobst­sorte. Der Baum ist nicht anfällig für Schorf und Mehltau und nur gering anfällig für Obstbaum­krebs. Die Sorte trägt reich und regel­mäßig, kaum alternierend. Bei mangelnder Schnitt­pflege neigt sie allerdings zur Klein­früchtigkeit. Die kleinen Äpfel werden heute vor allem als Wirtschafts­apfel in der Küche verwendet. Hierbei werden die Äpfel traditionell „gestooft“, d. h. ganz oder geviertelt geköchelt (unter Zugabe von beispiel­sweise Wasser, Zucker, Zimt) und als Nachtisch verzehrt. Liebhaber würzig-säuerlicher Äpfel können die Aachener Grauschale auch als Tafelapfel genießen.

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