Grünapfel R

Verfasst von Hans-Joachim Bannier im April 2015. Soweit nicht anders angegeben, liegt das Urheberrecht für alle Sorten­fotos beim Autor.

Gefährdungs­grad:

gefährdet

Regional­sorte:

ja

Synonyme:

Westerwälder Grünapfel

Reifezeit:

Die Pflück­reife liegt etwa bei Mitte bis Ende Oktober. Auch sein nach dem ersten Frost noch liegendes Fall­obst ist verwertbar. Genuss­reif bleiben die Früchte bis weit in das Frühjahr hinein (April / Mai), wobei sie ab Januar etwas mürbe werden.

Herkunft:

Der Grünapfel – oder auch Wester­wälder Grünapfel – wurde 1884 im Vereinsblatt des Deutschen Pomologen­vereins erstmals beschrieben. Auch im Obstsorten-Verzeichnis von 1949 der Landwirtschafts­kammer Rheinland – Hessen – Nassau in Koblenz ist die Sorte unter den lokalen „Zusatz­sorten zum Hochstamm-Grund­sorten-Verzeichnis“ noch als Westerwälder Grünapfel für den Kreis Alten­kirchen (Westerwald) aufgeführt

Verbreitung:

Der Grünapfel ist bereits im 19. Jahr­hundert im rechts­rheinischen Bereich zwischen Koblenz und Bonn recht verbreitet gewesen. Spätestens seit den 1950er Jahren ist der Grünapfel allmählich aus den Angebots­listen der Baum­schulen verschwunden. In den Streuobst­beständen findet er sich jedoch noch relativ häufig, vor allem im Westerwald sowie im rechts­rheinischen Teil des Rhein-Sieg-Kreises. Im Bereich des Sieben­gebirges und des östlich angrenzenden Pleiser Hügel­landes ist der Grünapfel eine der häufigsten Apfel­sorten und der älteren Bevölkerung noch geläufig. Außerhalb dieser Regionen ist der Grünapfel dagegen eher selten anzu­treffen. In den Baum­schulen wird der Grünapfel heute nur noch selten angeboten (z. B. in der Baum­schule Ley, Meckenheim). Reiser sind noch im Reiser­mutter­garten Bonn der ORG GmbH (Wachtberg) erhältlich.

Frucht:

Frucht mittel­groß bis groß, abgerundet kegel­förmig bis hoch­rundlich, relativ eben­mäßig, im Quer­schnitt ziemlich rund. Färbung - Grund­farbe bei Pflück­reife trüb flaschen­grün, oliv grün, auf dem Lager erst sehr spät aufhellend, dann trüb oliv grünlich gelb bis freund­lich gelb. Deckfarbe kurz-streifig, marmoriert, baumfrisch trüb bräun­lichrot, nach dem (späten) Aufhellen auf dem Lager orangerot, rot, auf etwa einem Fünftel bis zwei Dritteln der Frucht. Kelch­grube flach bis mittel­tief, mittel­weit, mit zum Teil relativ auffallender (kreis­förmiger) Rost­strichelung. Kelch­höhle dreieckig, variabel schmaler oder breiter. Kern­haus klein, Kernhaus­wände ohren­förmig, nicht oder nur vereinzelt gerissen; Achsen­höhle schwach bis mittel­stark geöffnet. Kerne klein bis mittel­groß, unregelmäßig, 7 (-8) : 4 (-4,5) mm, tropfen­förmig, mittel­braun. Frucht­fleisch grün­lich weiß, fest, mittel­fein bis grob­zellig, nicht duftend, mittlerer Saft­gehalt, mittel­stark verbräunend, vorwiegend säuerlich, ohne besonderes Aroma. Der Grünapfel wird in erster Linie als Wirtschafts­apfel für den Winter oder als Most­apfel genutzt. Auch ist er (lt. Angaben der Obst­brennerei Brauweiler in Meckenheim-Altendorf) sehr gut zum Brennen geeignet bzw. seine Früchte ergeben einen qualitativ hoch­wertigen Apfel­brand.

Baum:

Der Baum des Grünapfels ist stark­wüchsig und bildet große, im Alter meist hoch­kugelige, manchmal auch breit­kugelige Kronen. Auffallend sind die stark wachsenden, zunächst steil und peitschen­förmig stehenden Leit­äste, die bei Frucht­behang allmählich abkippen. Die Sorte besitzt eine außer­ordentliche Vitalität und Regenerations­fähigkeit. Leit­äste (im Extremfall ganze Kronen) können (z. B. nach Astbruch oder Rück­schnitt) komplett neu aufgebaut werden. Die Blüte des Grünapfels im Früh­jahr zeitigt spät, etwa zeit­gleich mit der des Rheinischen Winter­rambur. Die Sorte trägt relativ reich und regel­mäßig, bei nur geringer Alternanz zwischen höheren und niedrigeren Erträgen.

Verwechsler:

Gehrers Rambur, Hildesheimer Gold­renette, Undine, Lanes Prinz Albert, Orangenburg

Anbau­eignung:

Der Grünapfel gedeiht sehr robust und ist breit anbau­fähig bezüglich der Standort­bedingungen und Boden­verhältnisse. Er kommt sowohl in Weinbergs­lagen als auch auf lehmig-tonigen, teils stau­nassen Böden in feucht schattigen Bach­tälern noch zurecht. An keinem Standort konnten Krank­heiten wie Krebs oder Mehltau beobachtet werden. Allerdings ist die Sorte etwas anfällig für Schorf, weshalb auf eine gute Durch­lüftung des Standortes geachtet werden sollte. Alles in allem kann der Grünapfel als robuste und lohnende Streuobstsorte gerade für schwierige Standorte angesehen werden, an denen andere Obstsorten versagen.

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