Hesselmann’s Schlotterapfel R

Verfasst von Carina Pfeffer im Januar 2021. Soweit nicht anders angegeben, liegt das Urheberrecht für alle Sorten­fotos beim Autor.

Gefährdungs­grad:

stark gefährdet

Regional­sorte:

ja

Synonyme:

fälschlich auch genannt: Klapper­apfel, Hasenkopf, Schafsnase

Reifezeit:

Die Pflück­reife von Hesselmann’s Schlotter­apfel liegt Anfang bis Mitte Oktober, genuss­reif ist er von November bis April (Mai).

Herkunft:

Den Beschreibungen des Pomologen Theodor Engelbrecht zufolge, wurde Hesselmann’s Schlotter­apfel vom Lehrer und Obst­züchter Carl Hesselmann in Witzhelden (heute Stadt Leichlingen) im Rheinland gezüchtet. Da Engelbrecht die Sorte in „Deutschlands Apfelsorten“ (1889) beschreibt, muss die Züchtung Hesselmanns’ einige Jahre zuvor erfolgt sein. Laut Hesselmann selbst, wurde der Apfel vom Deutschen Pomologen­verein, zu Ehren seiner Person, „Hesselmann’s Schlotter­apfel“ genannt („Pomologische Monatshefte“, 1901).

Verbreitung:

Rheinland, heute selten vorkommend. Carl Hesselmann beschreibt 1901 in einem Artikel der „Pomologischen Monatshefte“ (des Deutschen Pomologen­vereins) den Apfel als Lokal­sorte des Kreises Solingen. Hier soll er ihm zufolge zu jener Zeit auf vielen Obst­höfen des Bergischen Landes und entlang von Wegen vorgekommen sein. Carl Hesselmann selbst empfiehlt seine Züchtung als: „pracht­vollen Wirtschafts- und Markt- aber auch noch als guten Tafelapfel“ […] wegen „seines guten Geschmackes, der Größe, Schönheit und Güte seiner Früchte für die verschiedensten Zwecke“.

In welchem Maße seiner Anbau­empfehlung Folge geleistet wurde, ist nicht bekannt, da bislang kein Altbaum der Sorte aufgefunden werden konnte.

Frucht:

Die Frucht ist mittel­groß bis groß und deutlich hoch­gebaut. Die Form ist variabel walzen­förmig oder hochkegel­förmig. Einige Früchte weisen eine typische Schafsnasen­form auf, andere sind, oft einseitig, zum Kelch hin eingeschnürt oder insgesamt zu einer Seite hin leicht gebogen.

Die Grund­farbe des Hesselmann’s Schlotter­apfel ist grünlich gelb, später gelb, die Deck­farbe (bis zu 2/3 der Frucht) ist gehaucht rot-orange. Darauf befinden sich leuchtend rote, dünne, kurze bis mittel­lange Tusche­striche. Die Färbung einzelner Früchte wirkt undefiniert verwaschen/gestreift.

Die von undeut­lichen Höckern und Wülsten umgebene Kelch­grube ist mittel­tief und zumeist relativ eng. Um den geschlossenen oder leicht geöffneten, eher kleinen Kelch befinden sich gelegentlich feine Fleisch­perlen. Der Stiel­bereich ist abgeflacht, die Stiel­grube dabei eng und mittel­tief. Der Stiel ist kurz, dick und knopfig. Die Menge der zimt­farbenen Berostung ist etwas variabel und reicht von wenig bis hin zu mittel viel. Der fein­schuppige, Rost ist kurz­strahlig, teil­weise von netz­artiger Ausprägung und kann auch über der Rand der Stiel­grube hinaus­laufen, wo er gelegent­lich zu Rost­figuren auf einer Frucht­seite übergeht.

Beim Schnitt­bild weist der Hesselmann’s Schlotter­apfel eine mittel­große, relativ tiefe, trichter­förmige Kelch­höhle auf, die bei rund der Hälfte der Früchte in eine Röhre übergeht. Die Kernhaus­achse ist weit offen und bildet einen Hohl­raum. Auffällig sind die kleinen, runden oder kurz zugespitzten Kerne.

Das Frucht­fleisch ist hellgelb, fest und süß-säuerlich. Hesselmann’s Schlotter­apfel welkt kaum und ist auch im späten Früh­jahr noch gut essbar.

Baum:

Der Baum des Hesselmannn’s Schlotter­apfel ist relativ stark­wüchsig. Da die Äste dünn­triebig sind, macht die Krone schon bei jüngeren Bäumen einen insgesamt etwas schleudernden, hängenden Eindruck.

Krank­heiten und eine erhöhte Anfällig­keit für Schäd­linge konnten bislang an Hesselmann’s Schlotter­apfel nicht beobachtet werden. Er scheint auch mit schweren und schlechten Böden gut zurecht zu kommen.

Die Blüte erscheint mittel­früh, etwa zeit­gleich mit Kaiser Wilhelm (Peter Broich).

Der Ertrag ist regel­mäßig und mittel hoch. Hesselmann selbst beschreibt ihn als sehr reich tragend.

Verwechsler:

Stahls Winter­prinz, Falsche Rheinische Schafsnase AT, Prinzen­apfel.

Anbau­eignung:

Hesselmann’s Schlotter­apfel ist eine sehr gesund wachsende, robuste Apfel­sorte, die breit anbaufähig und für Streuobst­wiesen gut geeignet ist. Durch seine lange Lager­fähig­keit, seine optisch außer­gewöhn­liche Form und schön gefärbte Früchte ist er nicht nur für Freunde bizarrer geformter Früchte interessant. Da Hesselmann’s Schlotter­apfel sehr lange lagerbar, viel­seitig und noch als Tafel­apfel zu verwenden ist, dürfte er auch zur Vermarktung geeignet sein.

» Link zum Orginal