Blauer Kölner R

Verfasst von Hans-Joachim Bannier im November 2016. Soweit nicht anders angegeben, liegt das Urheberrecht für alle Sortenfotos beim Autor.

Gefährdungsgrad:

gefährdet

Regionalsorte:

ja

Reifezeit:

Pflückreif ist die Sorte etwa Mitte bis Ende Oktober, genussreif von der Ernte bis etwa Januar oder Februar.

Herkunft:

Die Sorte stammt allem Anschein nach noch aus dem Nachlass des Privat­züchters Diedrich Uhlhorn jr. (Grevenbroich). Uhlhorn (1843 – 1915), einer der kreativsten und erfolg­reichsten Privatzüchter seiner Zeit, züchtete zwischen 1870 und 1900 eine Reihe von Apfelsorten, deren bekannteste die Sorten Freiherr von Berlepsch und Zuccalmaglio»s Renette sind. Er war auch einer der ersten Züchter, der in größerem Umfang gezielte Befruchtungen vornahm, bei denen beide Eltern­sorten bekannt waren. Die Eltern­sorten der hier vorliegenden Sorte – vermutlich um 1895 gezüchtet – sind nicht überliefert; die Sorte könnte jedoch aus der amerikanischen Sorte McIntosh hervor­gegangen sein bzw. hat große Ähnlichkeit mit dieser. Uhlhorn selbst brachte die Sorte nicht mehr auf den Markt. Das Vermehrungs­material wurde, wie das weiterer Uhlhornscher Sorten, nach dem Tode Uhlhorns über Jahrzehnte in der 1900 von Julius Hönings gegründeten Baumschule „Pomona” in Neuss aufbewahrt (das Gebiet der „Pomona” existierte noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg als Baumschul- und Plantagen­gelände, ehe es ab 1960 als Wohn- und Sportgebiet überplant wurde).

Verbreitung:

Wieder­gefunden und schließlich in größerer Stückzahl in den Verkehr gebracht wurde die Sorte ab 1955 durch die Baumschule Peter Nicolin in Frauweiler (jetzt Peter Nicolin in Grevenbroich-Kapellen). Diese gab der Sorte auch ihren Namen Blauer Kölner, vielleicht in Anspielung auf die dunkelrote und bläulich bereifte Schale der Früchte, vielleicht auch auf die damals bereits existierende Rebsorte „Blauer Kölner“, vielleicht auch ironisch in Anspielung auf den Karneval. Die Verbreitung des Blauen Kölner ist weitgehend auf den Raum zwischen Köln und Neuss beschränkt. Altbäume sind aus Neuss, Bedburg, Dormagen und Aachen bekannt.

Frucht:

Gesamteindruck - Frucht mittelgroß, abgerundet kegelförmig, breit, insgesamt etwas kantig. Leichte Höcker um den Kelch verlaufen – unregelmäßig verteilt – als schwache Kanten über die Frucht. Färbung - Grundfarbe weißlich-gelb. Deckfarbe rosarötlich bis tief bläulich-rot, über fast die gesamte Frucht, verwaschen streifig bis flächig gehaucht, stark hell bereift, was den bläulichen Ton der Rotfärbung verstärkt. Fruchtfleisch - Fruchtfleisch weiß, zum Teil mit einzelnen rötlichen Adern, z. T. auch um den Kelch etwas gerötet, feinzellig, mittelfest, nicht verbräunend, duftend, genügend saftig, süß aromatisch, bei geringer Säure. Schale etwas störend.

Baum:

Die Sorte Blauer Kölner ist vor allem etwas für Liebhaber süß-aromatischer und kräftig gefärbter Tafeläpfel. Wegen ihres schwachen Wuchses kommt sie eher für den Anbau in Haus- und Kleingarten in Betracht, wo meist kleinere Baumformen erwünscht sind. Für den Anbau auf hochstämmigen Obstbäumen in Streuobst­wiesen dürfte die Sorte zu schwach wachsend und deshalb ungeeignet sein.

Verwechsler:

Macoun, McIntosh, Spartan

Anbaueignung:

Aufgrund des schwachen Wuchses und der guten Frucht­qualität ist die Sorte in Privat­gärten beliebt. Verwendung findet der Blaue Kölner mit seinen mildsüß aromatischen Früchten in erster Linie als Tafelapfel. Für eine Verwendung als Wirtschaft­sapfel für Dörrobst, Mus oder Kuchen fehlt ihm die nötige Säure.

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