Flandrischer Rambur R

Verfasst von Hans-Joachim Bannier im Juni 2015. Soweit nicht anders angegeben, liegt das Urheberrecht für alle Sortenfotos beim Autor.

Gefährdungsgrad:

stark gefährdet

Regionalsorte:

ja

Synonyme:

Großer flandrischer Rambour, Koolappel, Pomme de Dix-Huit Onces, Pomme de dix huit pouces (Belgien), Zwanzig-Unzen-Apfel, Apfel von 18 Zoll, Pfundsapfel

Reifezeit:

Die Pflück­reife liegt etwa Ende September bis Anfang Oktober. Bis Ende Dezember sollten die Früchte verarbeitet sein.

Herkunft:

Die genaue Herkunft dieser in Belgien und in Teilen des Rheinlandes vorkommenden Sorte ist unbekannt. Vermutlich ist sie in Belgien entstanden. In jedem Fall handelt es sich um eine sehr alte Sorte, die schon zu Beginn des 19. Jahr­hunderts bekannt und verbreitet war. Erstmals beschrieben wurde sie von dem deutschen Pomologen Diel (1833) in seinem „Systematischen Verzeichnis der Obstsorten“ (Nr. 539, S. 27) unter dem Namen Großer flandrischer Rambour. Royer (1854) schreibt in den „Annales de pomologie belge et étrangére“, dass die Sorte in der Provinz d’Anvers unter dem Namen Koolappel kultiviert werde. Die außer­gewöhnlich großen Früchte des Flandrischen Ramburs haben sich seinerzeit auch in den Namens­bezeichnungen Pomme de Dix-Huit Onces, Pomme de dix huit pouces (Belgien) bzw. Zwanzig-Unzen-Apfel, Apfel von 18 Zoll oder Pfunds­apfel nieder­geschlagen.

Verbreitung:

Nach Deutschland ist die Sorte vereinzelt durch deutsche Soldaten im Ersten Welt­krieg gelangt, die sich Reiser mitgenommen haben, später über den Baum­schul­handel mit belgischen Baum­schulen. Gelegentlich waren auch Pomologen oder Sorten­sammler von der Größe der Sorte beeindruckt – auf diese Weise gelangte die Sorte sogar in das öster­reichische Sortenwerk „Nach der Arbeit“. In Deutschland ist der Flandrische Rambur heute kaum noch bekannt und nur im deutsch-belgischen Grenz­gebiet noch vorkommend, hier in der Städte­region Aachen und im Kreis Düren Bäume oder Reiser dieser Sorte sind heute in Deutschland weder in Baum­schulen noch in Reiser­mutter­gärten erhältlich. In Belgien ist der Flandrische Rambur noch vereinzelt im Angebot von Baum­schulen zu finden. Kelchblätter kurz, dreieckig, im Ansatz typisch grün, filzig-wollig behaart.

Frucht:

Gesamteindruck - Frucht sehr groß (bis über 10 cm breit), typisch breit­gebaut, unregel­mäßig kantig. Färbung - Grundfarbe bei Pflück­reife trüb gelblich grün, grünlich gelb, bei Genuss­reife trüb oliv gelblich. Deck­farbe dunkel rot, blutrot, flächig verwaschen bis verwaschen streifig (bei Schatten­früchten auch deutlicher streifig) auf drei Vierteln bis fast der ganzen Frucht, ähnlich Kaiser Wilhelm. Stiel­grube weit, mitteltief, Seiten von außen her flach, direkt am Stiel dann steil abfallend, mit auffallender, z. T. schuppiger, oft grünlich (auf Deck­farbe rötlich) schimmernder klecks­artiger Berostung. Stiel kurz, mitteldick, z. T. auch knopf­artig dick, selten aus der Stiel­grube heraus­ragend. Frucht­fleisch - Frucht­fleisch grünlich-weiß, mäßig verbräunend, mittel­fest, grobzellig, mittlerer Saft­gehalt, nach Lagerung bald mürbe werdend. Süßsäuerlich, ohne ausgeprägtes Aroma.

Baum:

Der Baum des Flandrischen Rambur wächst sehr stark und bildet mächtige Kronen, die sehr alt werden können. Seine Kronen­form ist eher breit­kugelig, mit breit ausladenden Leit­ästen. Wenn der Platz gegeben ist, können die Kronen einen Durchmesser von 10-12 Metern erreichen. In der Jugend kommt der Baum spät in den Ertrag. Später alterniert die Sorte zwischen guten Ertrags- und Ausfalls­jahren. Das Laub ist relativ groß und dunkel­grün, die große Blüte zeitigt im Frühjahr mittel­früh.

Verwechsler:

Verwechsler - Rheinischer Winterrambur (Fruchtform, -größe); Peter Broich = Kaiser Wilhelm (Färbung)

Anbaueignung:

Der Flandrische Rambur ist eine robuste Streu­obst­sorte, breit anbaubar bezüglich der Boden- und Standort­verhältnisse und wenig anfällig für Schorf, Obst­baum­krebs und Mehltau. Allerdings sollte er nicht an zu trockenen Stand­orten gepflanzt werden. Auch sollten wegen einer gewissen Wind­anfällig­keit der Früchte wind­ausgesetzte Lagen vermieden werden.

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